Naturjuwel Puchheimer Au

Die Teichlandschaft in der Puchheimer Au wird per Verordnung des Gemeinderats zum Naturschutzgebiet erklaert

Naturjuwel Puchheimer Au
Teichlandschaft des Auengebiets künftig unter Naturschutz

Attnang-Puchheim. Seit jeher bietet die Puchheimer Au den Menschen in und um Attnang-Puchheim ein weitläufiges Naherholungsgebiet, das seinesgleichen sucht. Sie ist Ruhezone und Rückzugsort für all jene, die dem Alltagsstress entkommen und durchatmen wollen. Sie ist Naherholungsgebiet für Läufer, Nordic Walker, Mountainbiker und Spaziergänger. Ihre Schönheit und Artenvielfalt bieten immer wieder Anlass zum Staunen für Groß und Klein, dabei sorgt die Auenlandschaft mit ihren verschiedenen Wanderwegen inklusive Baumkreis und Naturlehrpfad stets für Abwechslung: Nirgendwo sonst lassen sich die Jahreszeiten so intensiv erleben und bestaunen, wie in der Puchheimer Au. Hier lernen Kinder die Natur kennen, hier trifft man auf Familien beim Spaziergang, Freunde beim Plausch an der frischen Luft und gelegentlich auch auf ein Brautpaar, das die beeindruckende Kulisse der Puchheimer Teiche für seine Hochzeitsfotos nützt. 

Ebendiese Teichlandschaft ist es, die nun auf Initiative der Umweltstadträtin Dagmar Thaller durch die Stadtgemeinde Attnang-Puchheim und das Land Oberösterreich unter Naturschutz gestellt wird. Insgesamt 15 Teiche bieten Lebensraum für zahlreiche – teils gefährdete – Tier- und Pflanzenarten. Christoph Graf und Albin Lugmair untersuchten das Gebiet im Auftrag der Oö. Landesregierung, Abteilung Naturschutz, umfassend. Am 19. Mai präsentierte Graf den Attnang-Puchheimer Gemeindemandataren bei einer Führung durch die Teichlandschaft die Ergebnisse aus den Untersuchungen im Rahmen des durchgeführten Artenschutzprojektes und die weiteren geplanten Maßnahmen. 


Im Rahmen einer Begehung konnten sich die Gemeinderatsmitglieder das Naturschutzgebiet genauer ansehen. In Zukunft sollen regelmäßig Führungen für die Öffentlichkeit angeboten werden. Im Rahmen einer Begehung konnten sich die Gemeinderatsmitglieder das Naturschutzgebiet genauer ansehen. In Zukunft sollen regelmäßig Führungen für die Öffentlichkeit angeboten werden. 


„Artenschutz ist eine Herzensangelegenheit von mir, darum habe ich mich von Anfang an für dieses Projekt eingesetzt. In Zeiten sinkender Artenvielfalt ist es aus meiner Sicht unsere Verpflichtung alles nur Mögliche zu unternehmen um bedrohten Arten Rückzugsräume zu sichern. Dies gelingt uns mit der Verordnung zum Naturschutzgebiet, da nur so sichergestellt werden kann, dass langfristig die notwendigen Maßnahmen in Zusammenarbeit mit Expert*innen umgesetzt werden können.“ 
 
– Umweltstadträtin Dagmar Thaller


Insbesondere die dreizehn ungenutzten Teiche (zwei Teiche am südlichen Rand der Au sind für Fischerei freigegeben) bieten eine „hohe Lebensraumqualität für Amphibien, Wasserpflanzen, Fische, Großmuscheln, Wasservögel, Biber und Fischotter“, so die Aufzeichnungen des Technischen Büros für Gewässerökologie blattfisch. Mit Nachdruck bezeichnen die Experten die Teichlandschaft der Puchheimer Au als schützenswertes Gebiet, mit potentiellem Lebensraum für stark bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Sie unterstreichen weiter den hohen Wert des Gebiets für die Naherholung und die hohe naturschutzfachliche Bedeutung sowie dessen großes Potential für den Artenschutz. 


Ansiedlung bedrohter Arten

Hier, in der Teichlandschaft der Puchheimer Au, sollen Arten wieder angesiedelt werden, die in Österreich bedroht oder sogar vom Aussterben bedroht sind. Es handelt sich hier um Fische wie den Bitterling, um die Teichmuschel (beide brauchen sich übrigens gegenseitig und können nur miteinander überleben) aber auch um bedrohte Pflanzenarten und Amphibien. Es gibt schon erste Erfolge, denn manche Arten konnten hier schon (wieder) angesiedelt werden. 


Gewässerökologe Christoph Graf vom Büro Blattfisch zeigte bei der Begehung am 19. Mai eine Teichmuschel. Gewässerökologe Christoph Graf zeigte bei der Begehung am 19. Mai 2022 unter anderem auch eine Teichmuschel. 


Die Puchheimer Au ist per Verordnung des Landes Oberösterreich bereits seit 2002 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Die Erhebung zum Naturschutzgebiet bringt erweiterte Schutz- und Forschungsmöglichkeiten und vereinfacht gleichzeitig die Zusammenarbeit von Stadtgemeinde und Land Oberösterreich. Für die Besucher der Puchheimer Au ändert sich im Prinzip nichts, denn das betroffene Areal ist auch jetzt schon eingezäunt und nicht für Privatpersonen zugänglich. Hier halten sich höchstens Förster, Jäger und Wissenschaftler auf. 


Naturschutz erleben

Um den Arten- und Naturschutz erlebbar zu machen, sind regelmäßige Führungen für die Öffentlichkeit angedacht. Diese Termine werden außerhalb der Schutzzeiten, wie Laichzeiten, stattfinden. Graf nennt den Herbst als einen passenden Zeitpunkt, um eine erste Führung durch das Gebiet anzubieten: „Es geht hier nicht darum, jemanden auszusperren. Natur- und Artenschutz soll greifbar und erlebbar bleiben.“ 


Um die Bedingungen für Flora und Fauna in und rund um die Puchheimer Teichlandschaft optimal zu gestalten, sind einige Arbeiten notwendig. Unter anderem wurden bereits mehrere Ablassvorrichtungen, sogenannte Teichmönche, saniert. Hierfür war die Bergung und Umsiedlung der Fischbestände notwendig. Auch müssen mehrere Dammkörper saniert und Teichböden abgedichtet werden. Durch diese Bemühungen wird der Wasserstand in den einzelnen Teichen regulierbar, wodurch wiederum geeignete Bedingungen für bedrohte Arten geschaffen werden können. Zusätzlich zum Schaffen der optimalen Rahmenbedingungen wurden in mehreren Teichen Teichbodenarten angesiedelt und bei der Kartierung wurden Amphibien wie der Grasfrosch, der Springfrosch und die Erdkröte festgestellt. Für die bedrohten Arten Kammmolch und Laubfrosch wird der Teich Nummer 14 heuer und nächstes Jahr für ein Wiederansiedelungsprojekt genützt. Neben besagten Amphibien werden auch Kleinfische wie der Bitterling und der Schlammpeitzger in den Gewässern der Puchheimer Teichanlagen angesiedelt. Der intakte Bestand an Großmuscheln ist bestens geeignet um dem Bitterling ideale Brutstätten für seine Jungen zur Verfügung zu stellen.


Abgelassener Tecih mit saniertem Teichmönch (Ablassvorrichtung) aus HolzAbgelassener Teich mit saniertem Teichmönch (Ablassvorrichtung) aus Holz)


„Die Puchheimer Au ist ein wirklich einzigartiges Gebiet, das mir in vergleichbarem Ausmaß sonst nirgends bekannt ist,“ betont Christoph Graf die ökologische Besonderheit der Teichlandschaft. Es sei wichtig, aufzuzeigen „welche Bedeutung die Puchheimer Au nicht nur als Naherholungsgebiet, sondern auch als Natur- und Artenschutzgebiet haben kann.“ 


Die Stadtgemeinde Attnang-Puchheim agiert stets im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes. Das zeigt sich unter anderem auch in den Prädikaten „Bienenfreundliche Gemeinde“, Klima- und Energie-Modellregion KEM Energie Regatta, in der Förderung privater Photovoltaikanlagen und dem Ausbau solcher Anlagen auf gemeindeeigenen Gebäuden sowie im Bekenntnis zur Agenda 2030 und deren Zielen. Der Schritt zum Naturschutzgebiet und damit zur aktiven Förderung der Biodiversität in unserer Stadt ist somit die logische Fortführung dieser Bemühungen. Dies wurde vom Gemeinderat der Stadtgemeinde Attnang-Puchheim in seiner Sitzung vom 19. Mai 2022 einstimmig bestätigt. 

23.05.2022